
Klinischer Nutzen der Wood-Lampe bei der Diagnose entzündlicher Dermatosen, Hautinfektionen und Hautmalignome
2025-05-28 15:20Einführung
DerWoods Lampeist ein nicht-invasives, kostengünstiges Diagnosegerät, das Ultraviolett-A-Licht (UVA) bei etwa 365 nm emittiert und die Echtzeit-Diagnostik verschiedener Dermatosen ermöglicht. Das 1903 vom Physiker Robert Wood erstmals vorgestellte Gerät ist trotz seines Rückgangs in der Routineanwendung nach wie vor in der dermatologischen Diagnostik relevant. Historisch anerkannt für seinen Nutzen bei Pigment- und Pilzerkrankungen, unterstreicht die neuere Literatur seine breitere Rolle bei entzündlichen, infektiösen und neoplastischen Hauterkrankungen. Dieser Artikel analysiert systematisch aktuelle Erkenntnisse zur klinischen Relevanz der Wood-Lampe in diesen Bereichen.
Prinzipien und Gerätespezifikationen
Die Lampen von Classic Wood verwenden eine Quecksilberdampflampe und einen Filter aus mit Nickeloxid dotiertem Bariumsilikat. Sie emittieren UV-Licht hauptsächlich im Bereich von 320–400 nm, mit einer optimalen Leistung bei 365 nm. Moderne tragbare UV-Lampen können mit Vergrößerungsgläsern ausgestattet sein und emittieren hauptsächlich UVA-Strahlung mit Spitzenwerten zwischen 365 und 395 nm. LED-Varianten verfügen zwar nicht über eine Vergrößerung, eignen sich aber für die fluoreszenzbasierte Detektion. Neuere Dermatoskopiegeräte verfügen über 365-nm-UV-Funktionen, die Dermatologen eine präzisere Visualisierung diagnostischer Fluoreszenzmuster ermöglichen.
Sicherheitsaspekte
Chronische UVA-Belastung durch WLs kann zur Linsenalterung oder Kataraktogenese beitragen, obwohl ophthalmologischer Konsens bei routinemäßiger Anwendung ein minimales Risiko anzeigt. Kinder besitzen jedoch eine geringere UV-Filterung der Augenlinsen, was die Anwendung bei Kindern empfindlicher macht und einen Augenschutz erforderlich macht.
Zu den bewährten Vorgehensweisen für die Verwendung gehören:
Durchführung von Untersuchungen in dunkler Umgebung
Quecksilberdampflampen vor dem diagnostischen Einsatz aufwärmen lassen (~60 Sekunden) (bei LEDs nicht erforderlich)
Einhalten eines Arbeitsabstands von 10–12 cm (bzw. 30–40 cm bei LEDs)
Vermeidung einer Vorreinigung verdächtiger Infektionsbereiche, um die Fluorophorkonzentration zu erhalten
Entfernen von topischen Mitteln (z. B. Sonnenschutzmittel, Make-up) vor der Beurteilung der Pigmentstörung
Beachten Sie, dass bestimmte Materialien (z. B. Salben, Flusen, Markertinte) fluoreszieren und zu falsch positiven Ergebnissen führen können
Diagnostische Rolle bei entzündlichen und Autoimmundermatosen
Fluoreszenz entsteht, wenn UV-Photonen hautgebundene Fluorophore anregen, die dann Energie im sichtbaren Lichtspektrum freisetzen. Die dermale Fluoreszenz entsteht hauptsächlich durch vernetztes Kollagen und Enzyme wie Pepsin und Kollagenase, die eine blau-weiße Lumineszenz erzeugen. Da Melanin UV-Strahlung absorbiert, weisen hyper- oder hypopigmentierte Bereiche eine veränderte Fluoreszenzintensität auf, was den Kontrast verstärkt.
Die Wood-Lampe hilft auch beim Nachweis fluoreszierender Nebenprodukte des mikrobiellen Stoffwechsels (z. B. Porphyrine) oder exogener Substanzen. Tabelle 1 beschreibt die wichtigsten klinischen Anwendungen bei verschiedenen dermatologischen Subtypen.
Tabelle 1. Durch die Untersuchung mit der Wood-Lampe erkennbare dermatologische Erkrankungen
Kategorie | Zustand | Fluoreszenzeigenschaften |
---|---|---|
Entzündlich | Porokeratose | Weiße lineare Fluoreszenz am Läsionsrand |
Morphea (Plaque-Stadium) | Abgedunkelte, klar abgegrenzte Bereiche | |
Pigmentierung | Progressive makuläre Hypomelanose | Rote Follikelfluoreszenz |
Vitiligo | Helle blau-weiße Fluoreszenz | |
Melasma | Erhöhter Kontrast (epidermal); keiner (dermal) | |
Ansteckend | Kleienpilzflechte | Gelbgrüne Fluoreszenz |
Erythrasma | Korallenrote Fluoreszenz | |
Trichomykose axillaris | Weiße oder gelbe Lumineszenz | |
Pseudomonas-Infektion | Hellgrüne Fluoreszenz | |
Microsporum spp. | Grün-blaue Fluoreszenz | |
Trichophyton schoenleinii | Blassblaue Fluoreszenz | |
Parasitär | Krätze | Bläulich-weiße Tunnel; grünliche Milbenkörper |
Neoplastisch | Maligne Lentigo / Melanom | Verbesserter Randkontrast unter UV |
Mit ALA behandeltes BCC/SCC | Rote Porphyrinfluoreszenz | |
Stoffwechsel | Angeborene erythropoetische Porphyrie | Rosa Fluoreszenz in Körperflüssigkeiten und Zähnen |
Porphyria cutanea tarda | Rosa Fluoreszenz in Urin und Stuhl | |
Hepatoerythropoietische Porphyrie | Ähnlich der kongenitalen erythropoetischen Form | |
Erythropoetische Protoporphyrie | Fluoreszenz überwiegend im Blut |
Bei der Untersuchung unter einer Wood-Lampe zeigen Porokeratose-Läsionen ein charakteristisches „Diamantkettenmuster“ – weiß fluoreszierende hyperkeratotische Schuppen, die einen zentralen blauschwarzen Kern umgeben (Abbildung 1A und B). Diese Fluoreszenz ist jedoch vorübergehend und kann nicht immer beobachtet werden.
Abbildung 1. (A) Disseminierte aktinische Porokeratose. (B) Die Wood-Lampenuntersuchung zeigt das „Diamantenhalsband“-Zeichen mit hyperkeratotischen Schuppen, die weiß fluoreszieren. (C) Vitiligo im Gesicht im Frühstadium. (D) Unter der Wood-Lampe ist die Sichtbarkeit des depigmentierten Bereichs deutlich erhöht.
Porokeratose
Die Wood-Lampe zeigt ein charakteristisches „Halsketten“-Fluoreszenzmuster: weiße Ränder mit dunklen zentralen Plaques. Der fluoreszierende Rand entspricht der Hornhautlamelle – dieses Bild ist diagnostisch wertvoll, wenn auch vorübergehend.
Morphea und Haarfollikelerkrankungen
Bei follikulären Varianten der Porokeratose hebt die Lichtmikroskopie follikuläre Keratinpfropfen als punktförmige weiße Signale hervor. Bei früher oder subklinischer Morphea kann die Lichtmikroskopie dunkle, scharf abgegrenzte Flecken sichtbar machen, die unter Umgebungslicht nicht sichtbar sind. Dies erleichtert eine frühzeitige therapeutische Intervention und eine Langzeitbeobachtung.
Anwendungen bei Pigmentstörungen
Die Lichtmikroskopie eignet sich hervorragend zur Beurteilung melanozytärer Anomalien. Bei Vitiligo führt der Melaninmangel zu einer tieferen Gewebefluoreszenz, die ein scharf abgegrenztes blau-weißes Leuchten erzeugt. Die Lichtmikroskopie kann auch frühe oder subklinische depigmentierte Makulae erkennen und Behandlungsreaktionen quantifizieren. Unter UV365-Dermatoskopie zeigen 40 % der Läsionen eine gleichmäßige Fluoreszenz um die Haarfollikel.
Bei der tuberösen Sklerose treten kleine hypopigmentierte Flecken („Konfetti-Läsionen“) unter Lichteinfall deutlicher hervor und sind mit bloßem Auge oft nicht so gut zu erkennen wie die klassischen „Eschenblatt“-Flecken.
Melasma
WL hilft bei der Beurteilung der Melaninverteilungstiefe:
Epidermal: Der Kontrast wird unter WL erhöht
Dermal: Keine Kontrastverstärkung beobachtet
Die histopathologische Korrelation bleibt variabel; einige Berichte bestätigen den diagnostischen Wert von WL, während andere seine Fähigkeit bestreiten, genau zwischen dermalem und epidermalem Melanin zu unterscheiden.Progressive Makulahypodelanose ist eine Pigmentstörung, die verursacht wird durchCutibacterium acnes, ein grampositives Bakterium, das in Haarfollikeln vorkommt und Koproporphyrin III produziert. Bei der Untersuchung mit einer Wood-Lampe werden die hypopigmentierten Bereiche deutlicher, wobei in den Follikeln der betroffenen Regionen eine rote Fluoreszenz beobachtet wird (Abbildung 3A und B). Dieses diagnostische Merkmal hilft, die Erkrankung von anderen Erkrankungen wie Pityriasis versicolor (gelbgrüne Fluoreszenz), Pityriasis alba (nicht fluoreszierend aufgrund unregelmäßiger Parakeratose), postinflammatorischer Hypopigmentierung und idiopathischer Hypomelanose guttata (blauweiße Fluoreszenz, die auf eine Beteiligung der Haut hinweist) zu unterscheiden.
Abbildung 3.
(A) Progressive Makulahypomelanose.
(B) Bei der Untersuchung mit einer Wood-Lampe ist in hypopigmentierten Bereichen eine rote Follikelfluoreszenz zu beobachten (für das bloße Auge deutlicher als im Bild dargestellt).
(C) Klinisch subtile Pityriasis versicolor.
(D) Gelbe Fluoreszenz bei Untersuchung mit Woods Lampe.
Progressive Makulahypomelanose (PMH)
Verursacht durchPropionibacterium acnes, PMH zeigt aufgrund einer Ansammlung von Koproporphyrin III eine rote follikuläre Fluoreszenz. WL unterscheidet PMH von Tinea versicolor (gelbgrünes Leuchten), Pityriasis alba (keine Fluoreszenz) und idiopathischer Hypomelanose guttata (bläulich-weiße Flecken) und verbessert so die diagnostische Spezifität.
Rolle in der infektiösen Dermatologie
Erythrasma
Ein Markenzeichen vonCorynebacterium minutissimumzeigt das Erythrasma aufgrund der Porphyrinproduktion eine deutliche korallenrote Fluoreszenz. Dieses Muster hilft bei der Unterscheidung von nicht fluoreszierenden intertriginösen Dermatosen wie inverser Psoriasis oder Candidiasis.
Dermatophyteninfektionen
WL hilft bei der Identifizierung spezifischer Pilzinfektionen:
Kleienpilzflechte (Malassezia): Gelbgrüne Fluoreszenz
Tinea capitis (Microsporum spp.): Blaugrüner Farbton
Ringelflechte (Trichophyton schoenleinii): Hellblaues Signal
Trichomycosis axillaris: Weiß-gelbe Lumineszenz
Am meistenTrichophytonArten tunnichtfluoreszieren
Abbildung 4.
(A) Erythrasma in der Leistengegend.
(B) Korallenrote Fluoreszenz, beobachtet bei Untersuchung mit Woods Lampe.
(C) Erythrasma zwischen den Zehen des linken Fußes, das unter der Wood-Lampe eine korallenrote Fluoreszenz zeigt.
Pseudomonale Infektionen
Pseudomonas aeruginosaemittiert Fluorescein, das unter UV-Licht als leuchtend grünes Leuchten erkennbar ist. WL ist wirksam bei der Erkennung von Wundinfektionen und dem Grünen-Nagel-Syndrom und ermöglicht eine sofortige antimikrobielle Behandlung.
Abbildung 5.
(A) Grüner-Nagel-Syndrom verursacht durchPseudomonas aeruginosa.
(B) Krätze gräbt sich unter Woods Lampe ein (durch weißen Pfeil gekennzeichnet).
(C) Dermatoskopisches Bild eines Krätzegangs (durch weißen Pfeil gekennzeichnet).
Anwendung bei parasitären Dermatosen
Krätze
Bei der Lichtmikroskopie werden Milbengänge als bläulich-weiße, lineare Spuren sichtbar, wobei der Milbenkörper selbst manchmal weiß oder grün leuchtet. Die UV365-Dermatoskopie verbessert die Sichtbarkeit der Milben zusätzlich und erleichtert so die Diagnose in atypischen Fällen.
Anwendung in der kutanen Onkologie und Chirurgie
Maligne Lentigo
Die Abgrenzung der LM-Ränder ist aufgrund der subklinischen Ausdehnung schwierig. Während aktuelle Leitlinien chirurgische Ränder von 5–10 mm empfehlen, ergab eine große Kohortenstudie, dass für eine vollständige Exzisionsrate von 97 % 15 mm erforderlich sein können.
Abbildung 6.
(A) Bösartiger Linsennävus am rechten Ohrläppchen mit schlecht definierten klinischen Rändern.
(B) Verbesserte Randabgrenzung unter der Wood-Lampe ermöglicht eine präzise Grenzflächenidentifizierung im ersten Schritt der Mohs-Chirurgie. Der schwarze Pfeil zeigt die Stelle einer früheren Biopsie an, die unter der Wood-Lampe deutlich sichtbar ist.
Abbildung 7.
(A) Basalzellkarzinom mit undeutlichen Rändern in der linken Nasenfalte.
(B) Präoperative Randmarkierung mit Woods Lampe.
(C) Postoperative Narbe nach Exzision eines Melanoms am rechten Unterarm mit klinisch nicht erkennbarer Ausdehnung vor der geplanten erneuten Exzision.
(D) Mit der Wood-Lampe lässt sich die Narbe (angezeigt durch den schwarzen Pfeil) gut hervorheben.
Die Wood-Lampe hebt melaninreiche Tumorränder gegenüber der umgebenden fluoreszierenden Normalhaut hervor. Ihr präoperativer Einsatz in der Mohs-Chirurgie verbessert die Grenzflächenbeurteilung und kann das Rezidivrisiko senken. Eine prospektive Studie zeigte, dass die WL-geführte Randkartierung in 88 % der Fälle mit den finalen histologischen Rändern übereinstimmte, wenn ein 5 mm breiter Puffer über die klinisch sichtbare Grenze hinaus hinzugefügt wurde.